Austausch von Werkakademien zu Integrationsstrategien

Bild: HStT

22 Jun
Freitag, 22. Juni 2018
Am 14. Juni fand in Essen der bundesländerübergreifende (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen) Fachtag der Werkakademien mit ca. 140 Teilnehmenden statt.

Vor 10 Jahren haben Jobcenter mit der Umsetzung des sogenannten Werkakademie-Ansatzes begonnen. Dieser wird als gruppenbasierter Coaching-Ansatz vor allem durch Jobcenter-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern durchgeführt, das Motto lautet damals wie heute: „Es ist Ihr Job, einen Job zu finden“. Aus einem anfänglichen Work-First-Ansatz für ausschließlich „integra-tionsnahe Teilnehmende“ entwickelten sich Werkakademien, in denen Jobcoaches Langzeitarbeitslose, Weiterbildungssuchende, Geflüchtete, Alleinerziehenden und Menschen mit Erkrankungen oder Behinderungen beraten.

Vor allem in den Bundesländern NRW, Niedersachsen und Hessen wurden Work-First-Ansätze und Werkakademien gefördert, da der Ansatz eine Vielzahl an Entwicklungspotentialen für die Jobcenter in der Zusammenarbeit mit motivierten Leistungsberechtigten bot und bietet.

Die Veranstaltung wurde gemeinsam
von der G.I.B., dem Wirtschaftsministerium Niedersachsen und vom Hessischen Städtetag geplant und auch aus Landesmitteln gefördert bzw. vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration unterstützt.

Dick Vink, Ideengeber und holländischer "Exporteur" der Werkakademien konnte ebenso für die Veranstaltung gewonnen werden, wie eine Vielzahl von Jobcoaches, die in den Arbeits-gruppen ihre Arbeit vorgestellt haben.

Aus Hessen wurden beispielsweise die Werkakademie EOplus aus dem Kreis Bergstraße vorgestellt. Diese richtet sich an Menschen, welche gesundheitliche Gründe benennen, weshalb Ihnen eine Teilnahme an der regulären Werkakademie nicht möglich ist. Diese werden im EOplus Check medizinisch untersucht und es wird ein umfassender Arbeitsplan erstellt, welcher auch die Bearbeitung der gesundheitlichen Einschränkungen beinhaltet. Es hat sich gezeigt, dass es von immenser Bedeutung ist, die Einschränkungen zu objektivieren, diese ernstzunehmen und anzugehen.

Die Teilnehmer empfinden es als Wertschätzung ihrer Person und die Tagesstruktur durch die Teilnahme an der Maßnahme trägt oft ein Stück zur Genesung bei. Die Frage stellt sich immer wieder, „Henne oder Ei“. Oft ist es auch die fehlende Perspektive oder das "ZUVIEL an Zeit", welches psychische und physische Probleme manifestiert.

Ebenfalls aus Hessen wurde das Projekt "Ich lebe und arbeite in…" aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg präsentiert. Was dieses Projekt vorallem auszeichnet, ist die Wertschätzung, die den Teilnehmenden entgegengebracht wird, auch durch die Nähe zum Wohnort und Lebensraum. Selbst Politik zeigt sich engagiert und persönlich. So sind in den Informationsveranstaltungen häufig Bürgermeister, Jobcenterleitung zugegen und kommen mit den Menschen ins Gespräch. Es ist eine win-win-Situation für alle Beteiligten. Wenn machbar, findet das inzwischen aus Landes-mitteln geförderte Projekt im Rathaus der Kommune statt. Politik kommt so in Berührung mit den Menschen, über die sonst oft nur am grünen Tisch gesprochen wird. Seit 2008 werden erfolgreich motivierte und qualifizierte Arbeitssuchende sowie Unternehmer auf der Suche nach qualifiziertem Personal vor Ort unterstützt, um in ihrem Wohnort oder Firmensitz zusammen zu kommen. In enger Zusammenarbeit mit der Kommune, dem Gewerbeverein, den Unternehmen vor Ort und dem Jobcenter werden Kontakte und Beziehungen (Netzwerke) aktiviert und genutzt, um offene Arbeitsstellen vor Ort zu besetzen. Die Teilnehmenden bringen ihre Kenntnisse und Netzwerke in das Projekt ein. Sie erarbeiten im Einzel- und Gruppencoaching neue berufliche Perspektiven und entdecken eigene Stärken und Kompetenzen (wieder).

Der Erfolg gibt dem regionalen Arbeitsmarktprojekt vor Ort Recht: Ein hoher Prozentsatz der Teilnehmenden finden während oder nach Abschluss des Projektes eine Arbeit, wobei es in erster Linie um "Zielfindung first" geht.

Die Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) begleitete einen Workshop mit einem Input zum Thema "Tür zum 1. Arbeitsmarkt – Recruiting-Wege von Unternehmen" und konnte mit dem Beitrag verdeutlichen, das eine kontinuierliche Kooperation mit den Arbeitgebern und dem Jobcenter vor Ort  eine positive Auswirkung auf eine nachhaltige Integrationen bewirkt. Regional muss darauf geachtet werden, das die Formate in der Kooperation sehr unterschiedlich sein können. Ob Jobmessen, Bewerbertage, Berufsinformationsveranstaltungen oder auch Unternehmer-veranstaltungen sollten je nach Bedarf auf die Region abgestimmt sein. Die Kommunalen Jobcenter der Rhein-Main Region veranstalten z.B. jährlich Jobmessen am Flughafen. Trotzdem finden regional über das Jahr noch Bewerbertage statt. Das  Ergebnis von 35-40 % Integrationsquoten bestätigen diese Formate. Arbeitgeber und BewerberInnen begegnen sich und können entscheiden, ob sie zueinander passen. Die Arbeitgeber und auch das Jobcenter müssen sich regional als Partner begreifen. Dazu müssen sich Arbeitgeber und Jobcenter kennen. Nur dann ist das Netzwerk stabil und führt zum Erfolg.

Den Nachmittag leitete Franz Hütter (BRAIN-HR) ein zum Thema "Neurobiologische Perspektiven der Mitwirkungsbereitschaft". Wichtig ist es, Lernen neu zu denken. Neuronale Netzwerke im Gehirn weisen auch im Erwachsenenalter eine große Plastizität auf. Nur Worte allein sind nicht der Weg zur Veränderung, es ist die Verbindung mit Bewegung und Erfahrung, welche die Ausbildung neuer Strukturen möglich macht.  Gerade im Coaching der Werkakademie ist es von Bedeutung, die neuen Erkenntnisse der Neurobiologie miteinzubeziehen und der Vortrag war für die Anwesenden in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung.

Alles in allem blickten die Teilnehmenden am Ende auf einen interessanten und impulsreichen bundesweiten Fachtag, der u. a. von Rena Wißmeier, Regiestelle beim Hessischen Städtetag, moderiert wurde.
Weitere Informationen finden Sie unter www.kjc-hessen.de .

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